Einige interessante Aufsätze findet man in dem Buch "Der Marktplatz zu Hildesheim - Dokumentation des Wiederaufbaus". Folgendes Zitat aus dem im Buch zu findenden Aufsatz von Walter Achilles beschreibt den besonderen Wert der Rekonstruktion eines ganzen geschlossenen Ensembles:

"Erfreulicherweise blieben aus dieser Zeit [Anmerkung: dem Mittelalter] Bauzeugen erhalten wie die Michaeliskirche, St. Godehard und der Kreuzgang des Doms, die den überörtlichen Vergleich nicht zu scheuen brauchen. Mit dem Rang dieser Bauten können sich jene am Marktplatz nicht messen. Nur das Knochenhauer-Amtshaus macht auf dem Gebiet des Fachwerkbaus eine Ausnahme. Lohnte es sich bei diesem Sachverhalt, die Bebauung wieder im alten Stil zu vervollständigen?
Die Frage kann nicht mit einem einfachen Ja oder Nein beantwortet werden, sie ist teilweise auch falsch gestellt. Die Qualität eines Einzelbauwerks kann nicht mit der eines ganzen Ensembles von Häusern verglichen werden, bei denen die Gesamtwirkung mehr als die Summe ihrer Teile ist. Gerade sie fehlte den Architekturschöpfungen nach der Zerstörung. Sie wollten sich nicht so zueinander fügen, daß ein geschlossenes Bild entstand, sie entfalteten in ihrer Gesamtheit keine Raumwirkung, die den Besucher des Platzes befriedigte.
[...]

Weder alte Bilder noch Photographien können zu einer so intensiven Begegnung mit der Vergangenheit führen, wie es bei den neuen Häusern im alten Gewand der Fall ist. Mit keinem anderen Mittel konnte es gelingen, die frühere Raumwirkung des Platzes so intensiv nachempfinden zu lassen. Dazu gehört unabweislich der geschlossene Ring von Gebäuden, bei denen grundsätzlich die größtmögliche Ähnlichkeit mit ihren Vorgängern angestrebt werden sollte." (S. 25-26)

Im gleichen Buch aus einen Aufsatz von Wolfgang Riemann: "Man kann nicht darüber streiten, ob eine historische oder eine neuzeitliche Fassade besser ist. Das Urteil fällt immer die Geschichte. Man kann eine Meinungsbildung herbeiführen, ob man die frühere Fassade wiederhaben will oder nicht - und anschließend die bestmögliche Qualität anstreben, in dem einen wie dem anderen Fall." (S. 73)