Auch Matthias Donath vom Landesdenkmalamt Berlin äußert sich in der "Schriftenreihe Stadtbild Deutschland e.V." zur "Rekonstruktion von Bauwerken": "Der gesellschaftliche Auftrag an die Denkmalpflege umfaßt auch Wiederaufbau und Wiederherstellung zerstörter Denkmale. Rekonstruktion ist vor allem dort eine wirkungsvolle konservatorische Methode, wo die Mittelpunkte der Gesellschaft, die Symbole regionaler Identität vernichtet sind. Diesen Städten, gezeichnet vom Bombardement des Zweiten Weltkriegs und anschließendem Flächenabriß, fehlen Orte der geschichtlichen Erinnerung, Orte, an denen sich der über mehrere Jahrhunderte reichende kulturelle Reichtum erfahren läßt. Die Wiedererschaffung der symbolträchtigen Monumente erfüllt ein gesellschaftliches Bedürfnis. Gerade diese ausgelöschten historischen Bauten und Stadtviertel sind in besonderer Weise mit Emotionen, Ideen, also immateriellen Denkmalwerten verknüpft. Die bisherigen Wiederaufbauprojekte zeigen, daß Rekonstruktionen den städtischen Gemeinschaftssinn fördern. Gestärkt wird die kommunale Identität, das Selbstbewußtsein einer Region, das sich auch auf Traditionen und Geschichte gründet. Diese Grundhaltungen - Identität und Heimatbewußtsein - sind wesentliche Voraussetzungen für die zukunftsfähige Bewahrung des kulturellen Erbes. Die Wirkungen, die über das einzelne Monument hinausgehen, sind nicht zu unterschätzen: Große und kleine Wiederaufbauprojekte setzen eine Aktivität frei, die auch auf überlieferte Geschichtszeugnisse ausstrahlt. Das Verständnis für Denkmalpflege, für die Erhaltung historischer Substanz wächst." (S. 31)